Elternbrief

Osnabrück 30.11.2021

Liebe Eltern,

 

Sie und wir haben uns gewünscht, dass die Herausforderungen der Jahre 2020 und 2021 im kommenden Jahr nicht noch zunehmen würden. Doch unser Leben, besonders das unserer Kinder, ist weiterhin durch umfangreiche Corona-Maßnahmen eingeschränkt. Aber auch viele von Ihnen sind wirtschaftlich durch die Folgen der Pandemie betroffen und sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.

 

Diese wirtschaftlichen Folgen treffen auch die Schulstiftung, wofür es folgende Gründe gibt:

Geringere Kirchensteuereinnahmen haben unmittelbar Einfluss auf die Einnahmen der Schulstiftung, wenn das Wirtschaftswachstum sinkt und die Kirchenaustritte zunehmen. Aktuell entschließen sich monatlich 500 Katholik:innen im Bistum Osnabrück dazu auszutreten und die Aktivitäten der Kirche durch die Kirchensteuer nicht mehr mitzufinanzieren. Ihre Gründe sind unterschiedlich, viele auch gut nachvollziehbar.

 

Trotz Kritik an der Kirche werden die Schulen der Schulstiftung als Angebot von Ihnen als Eltern geschätzt, unabhängig davon, ob sie der katholischen Kirche angehören. Für Eltern, die sich für einen Austritt entschieden haben, gibt die Schulstiftung die Möglichkeit, durch Spenden oder Zustiftungen zielgerichtet die Schule zu unterstützen. Informationen dazu unter www.schulstiftung-os.de.   

 

Sie als Eltern haben mit der Anhebung des verpflichtenden Schulgeldes unmittelbar gespürt, dass die finanziellen Mittel des Bistums Osnabrück knapper werden und hohe Defizite abgebaut werden müssen. Die Gründe hierfür sind:

 

  • Wir bieten unseren Lehrer:innen an unseren Schulen vergleichbare wirtschaftliche und rechtliche Bedingungen als Beamt:innen wie an öffentlichen Schulen, um gut qualifizierte und engagierte Lehrer:innen zu gewinnen. Die Kehrseite sind jedoch hohe gesetzlich vorgeschriebene Pensionsrückstellungen und ein starker Rückgang zu erwartender Zinserträge.
  • Eine weitere Herausforderung sind steigende Baukosten; denn der große Bestand an Schulgebäuden bedarf weiterhin einer angemessenen Instandhaltung und Sanierung. Die Berufliche Schule Marienhausschule in Meppen braucht dringend ein Schulgebäude, das Franziskusgymnasium in Lingen geeignete Räume für die Oberstufe.
  • Um dem schulischen Bildungsauftrag und unserem eigenen Bildungsanspruch gerecht zu werden, müssen wir dabei auch weiter in die Zukunft investieren – sowohl in modern ausgestattete Schulräumlichkeiten als auch in die Unterrichtsqualität mit digitalem Lernen als auch in pädagogische Betreuung und Unterstützung der uns anvertrauten Schüler:innen.

 

Deshalb muss folgendes Fazit gezogen werden:

 

Die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder, die geringen Zinsen bei der Kapitalanlage für notwendige Rückstellungen und die stark steigenden Kosten stellen das Bistum und damit auch die Schulstiftung vor große finanzielle Herausforderungen.

 

Die langfristig prognostizierten geringeren Kirchensteuereinnahmen führen zwangsläufig zu einer Neuausrichtung des Bistums. Bischof Bode hat einen entsprechenden Zukunftsprozess bereits initiiert. „Wir müssen heute die Finanzen konsolidieren, um morgen Spielräume zu haben“, so Generalvikar Beckwermert. „Die kommenden Veränderungsprozesse fordern uns und werden uns auch schmerzen.“ Der „Bericht Finanzen 2020“ des Bistums ist auf der Seite www.bistum-osnabrück.de abrufbar.

 

Unabhängig davon ist es unser Wille, das Schulangebot zu erhalten, so lange es finanzierbar und von Ihnen als Eltern nachgefragt wird. Um dies zu ermöglichen, arbeiten wir an folgenden Lösungen:

 

  1. Wir suchen vermehrt nach Kooperationen und setzen auf eine an den tatsächlichen Kosten orientierte Mitfinanzierung der jeweiligen Bundesländer Bremen und Niedersachsen sowie der kommunalen Schulträger.
    Sie als Eltern finanzieren mit Ihren Steuern das Bildungsangebot in Ihrem Bundesland und in Ihrer Stadt mit, die Mitfinanzierung der Schulen in freier Trägerschaft liegt deutlich unter den Ausgaben für öffentliche Schulen. Eine Ausnahme bildet hier das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Twistringen, weil das Land Niedersachsen, der Landkreis Diepholz und die Stadt Twistringen dort vorbildlich agieren.
     
  2. Wir sind Partner im „Bündnis freier Schulen in Niedersachsen“, das sich für die Beendigung der Unterfinanzierung der freien Schulen einsetzt.
    Ohne eine Verbesserung der Finanzierungsstruktur für die freien Schulen können wir das heutige schulische Angebot nicht dauerhaft im bisherigen Umfang im Verbund der Schulstiftung aufrechterhalten.
     
  3. Wir suchen das Gespräch mit der Politik: Es ist auch eine Frage an die Politiker:innen, ob ihnen der Erhalt der Vielfalt des Schulangebotes durch staatliche und private Schulen so wichtig ist, dass sie diese finanziell den öffentlichen Schulen gleichstellen, oder ob ein staatliches Bildungsmonopol von ihnen bevorzugt wird. Informationen zum „Bündnis der freien Schulen“ erhalten Sie auf der Seite https://alle-guten-dinge-sind-frei.de.
     
  4. Wir brauchen weiterhin Ihre finanzielle Unterstützung: Mit dem erhöhten Schulgeldbeitrag ab August 2021 kann ein Teil der gekürzten Zuwendung seitens des Bistums bei der Schulstiftung aufgefangen werden, wofür wir uns sehr herzlich bei Ihnen bedanken. Auch die zukünftige Unterstützung wird für den Erhalt unserer Schulen und ihrer Qualität von sehr großer Bedeutung sein.
     
  5. Wir wünschen Beteiligung: Der Stiftungsrat hat eine Arbeitsgruppe, an der auch gewählte Elternvertreter:innen aus Bremen und Niedersachsen beteiligt sind, eingesetzt. Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, Vorschläge für eine zukünftige Gestaltung des Schulgeldes zu finden. Über Ihre Elternvertreter:innen in den Schulen können Sie sich am Prozess und an der Entscheidungsfindung beteiligen. Wir werden Sie gemeinsam mit den Elternvertreter:innen über die weitere Entwicklung auch in Zukunft informieren.

 

Die Situation ist schwierig und herausfordernd. Wir feiern dennoch in diesen Tagen als Christ:innen Advent und als Jüd:innen Chanukka und zünden Lichter an gegen das Dunkel. Rabbiner Julian-Chaim Soussan aus Frankfurt erinnert in diesen Tagen an die Alternative, die der in diesem Jahr verstorbene britische Oberrabbiner Jonathan Sacks aufgezeigt hat: „Es gibt immer zwei Wege, um in einer Welt zu leben, die dunkel und voller Tränen ist: Wir können die Dunkelheit verfluchen, oder wir können ein Licht anzünden.“

 

Unsere Kinder haben es verdient, dass wir den Weg wählen, ein Licht anzuzünden, und hoffnungsvoll in die Zukunft gehen.

 


Georg Schomaker / Dr. Winfried Verburg / Thomas Weßler