Was die Schülerin Helena Fröhlich in ihrem Gedicht „Zwischen Reiz und Ruhe“ beschreibt, klingt auf den ersten Blick noch vergleichsweise harmlos. Vielleicht der Blick in den Hormonhaushalt eines Jugendlichen? Oder die Biologie hinter den „Schmetterlingen im Bauch“?!
GABA ruft ganz allein,
„Ich will Frieden, das wär fein!“
Doch Hormone wild und laut,
Chaos wart längst aufgebaut.
Leider ist die Situation, die hier dargestellt wird, keineswegs harmlos. Helena beschreibt in diesem Gedicht, das im Rahmen des Begabtenprogramms „Forder-Förder-Projekt“, kurz FFP, am Gymnasium Marianum in Meppen entstanden ist, auf lyrische Weise den Beginn einer Panikattacke.
Glutamat, zum Wecken da,
schreit dich an, „Gefahr – Gefahr!“,
geht es in dem 17-strophigen Gedicht weiter. Lyrisch anspruchsvoll wird die komplette Eskalationsspirale einer Panikattacke auf biologischer Ebene beschrieben – inklusive ihres Abklingens und möglicher Bewältigungsstrategien. Und natürlich alles selbst liebevoll illustriert und fachlich akribisch recherchiert.
Stolz hält Helena ihren Gedichtband zum Publikum. Sie stellt am „Tag der Talente“, der Abschlussveranstaltung des FFP, ihr Produkt von einem Schuljahr Arbeit vor. Helena gehört zu einer Gruppe von insgesamt 26 besonders begabten Schülerinnen und Schülern, die im vergangenen Schuljahr an dieser zentralen Begabtenfördermaßnahme am Marianum teilgenommen haben. Die jungen Talente erhalten im Forder-Förder-Projekt viel Freiraum: Sie dürfen sich ein Schuljahr lang mit einem selbstgewählten Projekt beschäftigen und sich dafür jede Woche zwei Stunden aus dem Unterricht herausdrehen. Begleitet werden sie dabei von engagierten Mentorinnen und Mentoren, die mal Ideengeber und Mutmacher, mal Motivator und Coach sind. Herausgekommen sind dabei so vielfältige Projekte und Produkte wie die Talente der Schülerinnen und Schüler selbst: Eine Solarjacke, mit der man das Smartphone laden kann. Experimente mit Moosarten und Biosphären. Eigene Romane, Kurzgeschichten, Sachbücher und selbstillustrierte Kinderbücher. Eigene Webseiten und Brettspiele und vieles mehr. Ein großes Highlight war außerdem der Vortrag von Paula Schoe, die ihre gerade erst beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ mit einem Sonderpreis ausgezeichnete Forschung vorgestellt hat.
Für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer war der „Tag der Talente“ natürlich sehr aufregend, aber auch ein voller Erfolg. Und auch wenn das Lampenfieber vor dem Vortrag sicher nicht mit dem Hormonhaushalt einer Panikattacke vergleichbar ist, passen Helena Fröhlichs Abschlussverse ihres Gedichtes doch auch hier:
„Die Angst mag kommen, kurz und schwer,
sie geht oftmals, sie bleibt nicht mehr.“
Text und Foto: Tim Fiebig, Gymnasium Marianum